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Herdecke? Läuft bei dir! ;-)

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Wenn es im Ruhrgebiet irgendwo so gar nicht läuft, dann in den Kleinstädten. Leer stehende Geschäfte, gammelige Innenstädte und Politiker, die so gar keinen Plan haben, was sie gegen das Elend in ihrer Stadt tun sollen. Und dann gibt’s da noch Herdecke. Ein Kleinstadt mit gerade mal 30-tausend Einwohnern, dazu noch in unmittelbarer Nähe der Shopping-Metropole Dortmund. Eigentlich die Kriterien, die eine Kleinstadt schnell zum trostlosen Pflaster werden lassen. Eigentlich.

In Herdecke hingegen läuft’s: Fast alle Ladenlokale sind vermietet, die Cafés sind gut besucht und immer wieder werden neue Unternehmen gegründet. Und wenn die Stadt dann mal etwas feiert, dann kommen gleich so viele Besucher, dass der Verkehr zusammenzubrechen droht. Einiges scheint anders zu sein, in Herdecke. Aber was? Um das herauszufinden fragt man am besten jemanden, der sich auskennt. Vielleicht die Bürgermeisterin? Eigentlich sind das ja immer langweilige Politiker, mit denen man als Journalist eher ungern spricht. Dennoch macht sich der Reporter auf den Weg ins Rathaus.

Der Pressesprecher der Stadt hatte es schon bei der Interviewanfrage angekündigt: „Die Chefin ist ständig in Action. Gefühlt 2000 Termine reihen sich aneinander.“ Ups, da ist die „Chefin“ sicher arg genervt, denkt sich der Reporter und „freut“ sich auf einen dieser Termine, die man irgendwie nicht braucht. Im Büro der Bürgermeisterin ist tatsächlich richtig was los. Eine Pressekonferenz. Journalisten stellen mehr oder weniger schlaue Fragen und mittendrin eine strahlend lächelnde Frau, die jede Frage freundlich und kompetent beantwortet. Nach dem Termin kommt noch ein Amtsleiter zu einem kurzen Gespräch und wird erst mal herzlich in den Arm genommen. Nanu? Und dann duzen sich hier alle, wundert sich der Reporter. Ist das so? „Klar“, sagt die Chefin. „Ich bin hier für alle die Katja. Mögen Sie auch ein paar Erdbeeren? Ich hab‘ seit heute morgen um sechs nix mehr gegessen.“ fragt Katja Strauss-Köster mit diesem Lächeln, dass sie scheinbar immer auf den Lippen hat. Sind Sie wirklich so, will der Reporter wissen. „Ja, ganz bestimmt.“, sagt sie und nimmt den Reporter mit zu einem Spaziergang über den Wochenmarkt. Innerhalb von zwei Minuten begrüßt die Bürgermeisterin gefühlt hunderte Menschen, fragt nach dem Befinden, den Kindern, dem Geschäft.

Nach dem Fototermin auf dem neu gestalteten Platz in der Innenstadt landen Reporter, Bürgermeisterin und einige ihrer Kollegen wieder im Rathaus. Jetzt wird’s aber mal Zeit für ernste Fragen. „Ist das Erfolgsrezept der Stadt etwa die charismatische Bürgermeisterin?“, will unser Reporter wissen. „Nee, mit einem Lächeln kann man auch in Herdecke nicht zaubern. Es ist so, dass wir ein sehr junges Team von Fachleuten in der Verwaltung haben, die richtig Lust auf den Job haben.“ So sei es Tagesgeschäft, dass man sich in den „spannenden“ Abteilungen immer wieder etwas neues ausdenkt, um die Stadt attraktiv zu halten. Neuester Coup ist kostenloses Internet in der Innenstadt und im Rathaus. Das ganze funktioniert bei uns praktisch ohne Belastung der Stadtkasse.

Neben Spaß und guten Geschäften im historischen Stadtkern war es aber ein anderes Projekt, dass über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde. Es geht um die Bebauung der Ruhrauen und der Flächen auf dem ehemaligen Westfalia Gelände. Baudezernent Daniel Matißik erklärt, man habe sich mit ein wenig Dickköpfigkeit gegen manchen weniger zukunftsweisenden Plan einzelner Investoren durchgesetzt. „Was wir auf jeden Fall verhindern wollten war, dass hier ein sich geschlossenes Einkaufszentrum wie bei einer Mall entsteht, so Daniel Matißik. Katja Strauß-Köster ergänzt: „Wir wollten die Stadt ein bisschen näher an die Ruhr bringen. Das ist uns gelungen.“

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Und wie soll es in Zukunft weiter gehen in der Stadt? „Mit unserer ganz eignen Willkommenskultur wollen wir auch in Zukunft neue Mitbürger und Investoren für die Stadt gewinnen.“ Willkommenskultur? „Ja“, sagt Strauss-Köster. „Wir begrüßen jeden Neubürger und stehen bei jeder Geschäftseröffnung auf der Matte.“ Also ist Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing Chefsache? „Auf jeden Fall. Das sind ja auch meine beruflichen Fachgebiete. Deshalb komme ich ganz selbstverständlich mit einem Blumenstrauß zur Eröffnung und lasse die Unternehmer wissen, das sie willkommen sind.“ darüber hinaus bemühe man sich schon in einem sehr frühen Stadium um die Unternehmen und Persönlichkeiten, die eine Investition in der Stadt planen.

Also alles richtig gemacht? „Menschen machen nie alles richtig. Wir machen es aber mit Herz und Sachverstand. Das ist schon mal ein solider Plan.“, sagt die immer noch fröhliche Chefin. Und ist das jetzt ein Erfolgsmodell für andere Gemeinden Ihrer Größe? „Das kann man so einfach nicht sagen. Schließlich ist die Situation in jeder Stadt anders. Herz und Verstand sind aber sicher immer die richtige Zutat. Und natürlich die Einsicht, dass Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung kein notwendiges Übel sondern lebenswichtiger Job einer Verwaltung sind – auch in kleinen Städten.

 

Bild: Lebendige Innenstadt – Zufall oder kluges Stadtmarketing?

 

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1 Comment

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  1. Angelika

    20. April 2016 at 22:18

    Herdecke, meine Stadt, hier bin ich geboren, ich lebe gerne hier

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